Sibylle Hübner-Schroll

Meinen ersten Webstuhl habe ich schon vor etwa 40 Jahren erworben. Aber es war so, wie es oft ist: Für das Hobby blieb wenig Zeit. Jahrzehntelang arbeitete ich als Gesundheitsredakteurin bei einer großen Tageszeitung, befasste mich als Journalistin mit Krankheitsvorsorge, Therapien, medizinischer Forschung. Das war interessant und spannend – aber zum Weben bin ich all die Jahre kaum gekommen.

So stand der Webstuhl meist einsam im Keller. Und erst, als ich selbst einmal für längere Zeit krank zuhause war, kam ich wieder auf den Geschmack – genauer, die Leidenschaft fürs Weben hat mich richtig gepackt und seither nicht mehr losgelassen.

Mein einsamer Webstuhl bekam „Gesellschaft“ – einen noch größeren „Kollegen“, der es erlaubt, bis 1,20 Meter breit und mit bis zu zwölf Schäften zu weben. Eine kleine Werkstatt wurde eingerichtet. Und per Zufall erfuhr ich, dass es auch heute noch die Möglichkeit gibt, eine Ausbildung zum Handweber zu absolvieren. Die richtige Info zum richtigen Zeitpunkt! Ich meldete mich also 2016 kurzentschlossen für einen Lehrgang am Haus der Handweberei in Sindelfingen an. In je vier Kursen pro Jahr über drei Jahre hinweg, bis zum Sommer 2019, lernte ich  alles, was Handweber wissen und können müssen. Im Juni 19 war es “geschafft”. Jetzt muss aber alles vertieft und geübt werden, denn ein Weber lernt nie aus!

So besuche ich auch immer wieder einmal Spezial-Kurse zu bestimmten Weber-Themen. Denn die Weberei ist unglaublich facettenreich, die Zahl der Muster und Bindungen schier unüberschaubar. Das ist eine stete Herausforderung – und ein Ansporn, mich weiterzubilden. Denn jetzt, nachdem ich aus dem Zeitungsjob ausgeschieden bin, möchte ich mich ganz der Weberei widmen und helfen, dieses schöne alte Handwerk zu erhalten und fit zu machen für moderne Zeiten.

  • Herbst 2015: Kurs „Daldräll“, Haus der Handweberei, Sindelfingen
  • Frühjahr 2016: Kurs „Perlendreher-Gewebe“, Haus der Handweberei, Sindelfingen
  • Sommer 2016: Kurs „Bindungen“, Werkhof Kukate, Wendland
  • Sommer 2016 bis Sommer 2019: Ausbildung zum Textilgestalter im Handwerk, Fachrichtung Weben, am Haus der Handweberei, Sindelfingen
  • Seit Sommer 2017: Webschein 1 und 2 des Hauses der Handweberei in Sindelfingen
  • Seit Sommer 2018: Webschein 3 des Hauses der Handweberei in Sindelfingen
  • 2018 Ausstellung Kunsthandwerkermarkt Gundelfingen
  • 2019 Ausstellung “Kunst im Gut”, Klostergut Scheyern
  • 2021 Kunstmeile Aichach
  • Mitglied in der Interessengemeinschaft Handweberei (IGH)
  • Mitglied im Verein weben+
  • Mitglied im Bundesverband Kunsthandwerk e.V.
  • März 22: Mein Antrag, das Handweben in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen, wurde auf Bayernebene angenommen
  • September 22: Textilmarkt Benediktbeuern
  • November 22: Unikat sucht Liebhaber, Kloster Bronnbach bei Wertheim
  • Herbst 22: Kurs “Borkig-glatt-geriffelt – Strukturen im Gewebe”, Werkhof Kukate, Wendland
  • März 23: Aufnahme des Handwebens in die bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes
  • Mai 23: Kurs Partiengewebe, Werkhof Kukate, Wendland